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Dr. Lotta Zernial, Kieferorthopädin in der SternKlinik

Ist das nächtliche Malmen wirklich so schlimm? Es kommt auf das Ausmaß an. Ein wenig Abbau von Stress durch nächtliches Knirschen ist durchaus normal, solange Zahnhartsubstanz und Muskulatur nicht überbelastet werden.

Es kommt auf das Ausmaß an. Ein wenig Abbau von Stress durch nächtliches Knirschen ist durchaus normal, solange Zahnhartsubstanz und Muskulatur nicht überbelastet werden. Wie stark der Druck sein darf, hängt dabei von sehr individuellen Voraussetzungen ab. Geht das Knirschen jedoch über ein gewisses Maß hinaus, kann es zu Schmerzen und Schädigungen in Kiefer, Kiefergelenk, Muskeln und Zähnen kommen. Darüber hinaus wirkt es sich in vielen Fällen sogar auf den Bewegungsapparat – also zum Beispiel Nacken und Rücken – aus. Es kann zu einer sogenannten craniomandibulären Dysfunktion, kurz CMD, kommen.

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Pressen nachts oder tagsüber und nächtlichem Knirschen. Bei Letzterem droht massiver Verlust von Zahnsubstanz. Die Behandlung erfolgt durch eine Knirschschiene, welche der Zahnarzt individuell anpasst. Hingegen führt das Pressen oft zu Verspannungen der Kau- und Nackenmuskulatur. Betroffene klagen häufig über Kopfschmerzen, Ohrenprobleme oder Schmerzen in den Zähnen sowie Beschwerden im Nacken- und Schulterbereich. Zudem tritt infolge des nächtlichen Trainings der Kaumuskulatur häufig eine Verbreiterung des Gesichtes im Bereich der Wangen auf. Hier ist eine genaue Diagnose durch den Zahnarzt oder Kieferorthopäden notwendig, um die Ursache festzustellen und gezielt zu beheben. Zu den häufigen Gründen zählen zum Beispiel eine Zahn- und/oder Kieferfehlstellung, schlecht sitzender Zahnersatz oder rein emotionale Ursachen, wie Stress.“

Was hilft den Zähnen?

„Zunächst muss immer eine genaue Diagnose erfolgen, welche die Ursache des Knirschens oder Pressens aufzeigt. Abhängig davon können Knirschschienen zur Schonung der Zahnhartsubstanz, Relaxierungsschienen zur Entspannung der Muskulatur, Stabilisierungs- oder auch Funktionsschienen zum Ausschalten von Störkontakten helfen. In einigen Fällen greifen wir auf kieferorthopädische Zahnkorrekturen zurück.“

Kann der Abrieb der Zahnsubstanz ausgeglichen werden?

„Bereits verlorene Zahnhartsubstanz können wir durch einen prothetischen Aufbau ersetzen. Dazu zählen beispielsweise Veneers, Kronen oder Onlays. Wichtig ist hierbei, den Grund für den Verlust zu ermitteln. Liegt beispielsweise eine Zahnfehlstellung vor, durch die beim Kauvorgang oder beim nächtlichen Knirschen übermäßig viel Zahnhartsubstanz abgetragen wird, empfiehlt sich vor der prothetischen Versorgung eine Regulierung der Fehlstellung. Anderenfalls können Veneers und Ähnliches ebenfalls der Fehlbelastung zum Opfer fallen. Denn beim Knirschen wirken teilweise Kräfte bis zu 300 Kilogramm.“

Wie nimmt man den Druck raus?

„Vielen Patienten helfen Physiotherapie und Manuelle Therapie gut. Dabei handelt es sich jedoch gewöhnlich um die Behandlung des Symptoms und diese beseitigt nicht das eigentliche Problem. Wer seinen Stress über die Zähne abbaut, wird dies vermutlich auch weiter tun, aber wir können das Ausmaß behandeln. So kommen häufig gezielte Muskelentspannung mit speziellen Übungen oder auch Biofeedback zum Einsatz. Auch kann es helfen, an der Ursache des Stresses zu arbeiten. Zum Beispiel durch Aufarbeitung von familiären Problemen, Psychotherapie und psychologische Beratung sowie das Erlernen von Umgang mit Stress und autogenes Training. Umstritten ist dagegen der Einsatz von Botox zur Entspannung der Muskulatur, da es sich noch nicht um ein direkt zugelassenes Verfahren handelt.
Für den Alltag gilt: ‚Lieber Augen zu und durch als die Zähne zusammenbeißen.‘"

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